Nervöser Saisonauftakt

von Johannes Knuth 

Der Holzschläger, mit dem die Baseballer versuchen, einen kleinen Ball zu treffen, ist nicht viel mehr als fünf Zentimeter breit. Wer jetzt noch bedenkt, dass der Ball dem Schlagmann mit einer Geschwindigkeit über 100 Stundenkilometer entgegenfliegt, wird verstehen, dass die Trefferquote beim Baseball nicht gerade sehr hoch ist. Die Hawks haben daher zuletzt sehr oft geübt, schnell heransausenden Bälle zu treffen, wer viele Bälle trifft, erzielt viele Punkte. Im ersten Spiel der Saison am Samstag erwischten sie die Bälle von Deggendorfs Werfer Matthias Nebl trotzdem selten richtig gut. Nebl erreichte mit seinen Würfen sehr viel weniger als 100 Stundenkilometer, das reichte bereits, um das Timing der Hawks-Angreifer gehörig durcheinander zu bringen. Bis kurz vor Spielende führte Deggendorf mit 4:3, Tübingens Trainer Wesley Blunt befürchtete Schlimmes: „Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt.“
Dass sich Blunt nach Spielende weiterhin bester Gesundheit erfreute , war der Tatsache geschuldet, dass Tübingens Angreifer in letzter Sekunde doch noch genügend Bälle des Gegners satt erwischt hatten. Ein Schlag von Benjamin Burkhart war am mehr als 100 Meter entfernten Spielfeldzaun abgeprallt, Richard Landfried hatte ausgeglichen. Ein weiterer Treffer von Georg Plankenhorn hatte die Dragons-Verteidigung derart unter Druck gesetzt, dass Burkhart in Ruhe punkten durfte – der 5:4-Endstand. Und das Ende einer langen Dürre, denn ein Spiel im letzten Moment nervenstark zu drehen, das war den Habichten vor einem Jahr gelungen.

Tübingen Hawks Baseball Team

Trainer Blunt begriff den wilden Saisonstart als heilsame Therapiemaßnahme. „Alle haben verstanden, dass uns nichts geschenkt wird“, sagte er vor Beginn der zweiten Partie. Seine Spieler hatten verstanden, diesmal eröffneten sie die Offensive gleich zu Beginn. Fast jeder Tübinger Schlagmann traf jetzt die Bälle, Neuzugang Johnson schlug einen mächtigen Homerun aus dem Stadion, das Spiel war früh entschieden. Ein neuerliches Foto-Finish hätte das Herz von Trainer Blunt aber wohl auch nicht mehr vertragen.

Tübingen Hawks: Helle, Rönnfeldt, Hann, Johnson, Führmann, Burkhart, Plankenhorn, Gonzalez, Jeworowski, Heim, Landfried, Fischer, Pfannebecker.